Anfang des Jahres habe ich meinen Job im öffentlichen Dienst beendet, darf mich jetzt freie Journalistin nennen und erstmals die Bezeichnung Schriftstellerin meinem Portfolio beifügen. Ein kleines Buch, ein Herzensgeschenk für einen wichtigen Menschen, ist in den letzten Monaten entstanden und wird im kleinen Kreis veröffentlicht. Weitere Projekte sind in Arbeit. Schon lange trug ich mich mit der Idee, einige meiner Erlebnisse mit Künstlern, Schriftstellern, Kulturschaffenden und besonderen Menschen, mit denen ich in den letzten Jahrzehnten beruflich zu tun hatte, zu Papier zu bringen. Dokumentieren was in Kärntens Szene- und Kulturleben los war, die vielen Interviews und Sendungen durchforsten und einen persönlichen Beitrag zur Zeit-Kulturgeschichte aus meiner Perspektive leisten.
Das Hippie- und revolutionäre Uni-Leben der Siebziger und Achtziger-Jahre, Aufbruchstimmung und Studentenrevolte, Hausbesetzungen, Emanzipationsbewegung, Zeiten der Kommune und vieles mehr sind auch an mir nicht vorbeigegangen. Darüber berichte ich aus meiner Sicht, Arbeitstitel : „Die alten Wilden“. Portraits, Essays und sonstige Texte sind in Arbeit.
In den 80er Jahren war der Lendhafen schon einmal der Hot-Spot der Alternativszene, damals betrieb eine Gruppe junger Leute mehrere Geschäfte an diesem urbanen Meltingpot, – ich war eine davon. Es gab den Laden, den Kleinen Buchladen, die Firma Blitz, die Fabrik, die wir zu Acht führten, daneben das Jazzcafe, darunter das erste Alternativkino und im jetzigen Wohnzimmer die Rote Lasche, die damalige Schaltzentrale mit jungen und alten Masterminds. Im näheren Umfeld befanden sich Agenturen, die Kornstube, Filmemacher und andere alternative und kreative Unternehmen. 30 Jahre später bekam ich durch Zufall von der Stadt den Auftrag, die Kreativwirtschaft im Lendhafen zu installieren und zu koordinieren, mit kongenialen Partnern. Es entstanden die Coworking-Sapces Hafen11 und die Anlegestelle als Grundsteine für die jetzige Hafenstadt mit einer Vielzahl von Startups. Ahoi, die Segel hissten wir bereits 2010. Über diese Zeit damals und heute gibt es viel zu berichten.
Viel Material, hunderte Fotos und Reiseberichte gibt es auch aus meiner „Stadt der Zukunft“, Almere, dem Ort wo mein Herz aufgeht, die Last und die Beklemmung der Enge der Stadt, wo man alles und jeden kennt, abfallen. Ein Stück Land ohne Geschichte, dem Meer abgerungen, in dem sich alles in mir neu formiert und formuliert und der alte Geist der Freiheit wieder aufflackert. Freundliche, offene Gesichter, ein Mischmasch von Menschen aus aller Welt, diese Stadt hat es mir angetan. Ein Flair, schwer zu beschreiben. Alles wird geordnet und zu einem Buch zusammengefasst.
Die Schreiblust pulsiert in den Adern, Langeweile oder gar Einsamkeit gibt es nicht. Ich genieße es, unabhängig und ohne Auftraggeber neu durchzustarten, dankbar für die Erfahrungen eines abwechslungsreichen Berufslebens und die Menschen, mit denen ich zu tun hatte. TSCHÜSS Kulturserver, CIAO Kreativwirtschaft, DOEI tausende Texte, Politikerreden, Projektentwürfe, Medienberichte, Presse-aussendungen, Flyer, Briefe, Ehrungen, Nachrufe … im Namen der offiziellen Stadtkultur. Alles ruht nun auf einer kleinen Festplatte, zweitgesichert auf einem Stick, das wars fürs Erste. Es war eine gute, spannende, arbeitsreiche Zeit voll Innovationsgeist, mit viel Platz für Neues. Meine Inputs und Ideen wurden zum größten Teil umgesetzt und meine Arbeit wurde sehr geschätzt, das darf ich als Schlusswort zu diesem verantwortungsvollen Job sagen.
Jetzt also Neustart statt Pensionsschock, es gibt noch so viel zu tun. Buchprojekte, Manuskripte, die schon länger auf Fertigstellung warten, Portraits von Menschen, die Spuren hinterlassen und ein bisschen PR und Pressearbeit … Meine Töchter sind großartige Illustratorinnen, wie sich im ersten Buch gezeigt hat, ich bin neugierig, was noch kommt.
Solange ich schreibe, bin ich. Man muss ja froh sein, klar denken zu können. Und die Freiheit zu haben, nicht zu gendern. Die nehme ich mir!
Kontaktanfragen unter: waltraud.isimekhai@gmail.com